Der Skisport hat sich in den letzten Jahren zu einem derart beliebten Hobby entwickelt, dass Skigebiete immer mehr auf Vergrößerung, Zusammenschlüsse und Modernisierungen setzen. Wenn der Naturschnee ausbleibt, wird mit Wasserspeichern und Schneekanonen nachgeholfen. Diese Entwicklungen gehen oftmals zulasten der örtlichen Natur und der Umwelt. Wir zeigen, welche Auswirkungen der Skitourismus auf die Bergwelt hat.
Massenphänomen Skitourismus
Aus der ganzen Welt reisen jährlich etwa 50 Millionen Menschen in die Alpen, viele davon im Winter. Allein in Deutschland gibt es ungefähr 8 Millionen alpine SkifahrerInnen, (SnowboarderInnen und LangläuferInnen nicht mitgerechnet). Die wünschen sich im Winterurlaub natürlich alle Schneesicherheit, Abwechslungsreichtum und Komfort.
Modernisierungsdruck auf Skigebiete
Diese Erwartungen versuchen die meisten Skigebiete zu erfüllen, wenn nicht sogar zu übertreffen. Technische Innovationen, wie zum Beispiel beheizte Skilifte und moderne Gondelstationen in einem Wintersportort werden dann schnell als Standard vorausgesetzt und andere Skigebiete müssen nachziehen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Viele kleine Skigebiete haben jedoch gar nicht die Kapazitäten und finanziellen Mittel, sich an diesem "Wettrüsten" zu beteiligen. Alpenforscher erklärten gegenüber der Süddeutschen Zeitung, dass in den vergangen 15 Jahren aus diesem Grund bereits 50 bis 60 kleine Skigebiete in den Alpen den Betrieb eingestellt haben – was wiederum die Besucherzahlen in den großen Gebieten erhöht.
Rodungen und Planieren des Bodens
Bevor eine Skipiste überhaupt präpariert werden kann, muss einiges an Vorarbeit geleistet werden. Erst einmal muss der entsprechende Platz geschaffen werden. Dafür werden Wälder gerodet und manchmal sogar Flüsse umgeleitet oder Felsen gesprengt. Zudem wird der Boden planiert, um für das zukünftige Skivergnügen ebenerdig genug zu sein. Dadurch wird der Untergrund allerdings so verdichtet, dass er nicht mehr so gut Wasser aufnehmen kann. Die Folgen sind Überflutungen, Erosion sowie Schlamm- und Gerölllawinen, sogenannte Muren. Die Rodung der Bäume erhöht im Winter zusätzlich noch die Lawinengefahr. Martina von Münchhausen vom WWF sagt hierzu: "Für Skigebiete und die dazugehörige Infrastruktur sind gigantische Flächen nötig. Das bedeutet einen großen Einschnitt in das jeweilige Gebiet und die Zerstörung von Lebensräumen".
Schneekanonen, um Schneesicherheit zu garantieren
Wenn der natürliche Schnee ausbleibt, müssen gerade tieferliegende Skigebiete zahlreiche Schneekanonen einsetzen. Dafür wird extrem viel Wasser benötigt und enorme Mengen an Strom verbraucht.
- Der Stromverbrauch wird auf drei bis fünf Kilowattstunden für einen Kubikmeter Schnee geschätzt, was für alle Skigebiete der Alpen etwa einem Stromverbrauch von etwa 2.100 Gigawattstunden pro Jahr (entspricht dem jährlichen Verbrauch von 500.000 Haushalten) ausmacht.
- Pro Hektar Kunstschnee wird zudem jedes Jahr etwa eine Million Liter Wasser verbraucht, in etwa der Bedarf einer Großstadt wie Hamburg. Messungen zufolge führen einige Flüsse in den Alpen bereits 70 Prozent weniger Wasser als noch vor der Einführung von Schneekanonen. Um den Wasserbedarf dennoch zu decken, werden künstliche Speicherseen angelegt. Alleine in Österreich gibt es inzwischen über 400 dieser Wasserreservoirs. Zudem ist künstlicher Schnee dichter als natürlicher Schnee, sodass weniger Sauerstoff an die Erde kommt, was dem gesamten Lebensraum in den Bergen schadet.
Viele Wildtiere leiden unter dem Skitourimus
Gerade durch das Freeriden abseits der präparierten Pisten dringen SkifahrerInnen in den natürlichen Lebensraum von Wildtieren, wie Gämsen, Steinböcken, Rehen, Rotwild, Schneehasen und vielen Vogelarten, ein. Auch die Lawinensprengungen in Skigebieten sorgen für Stress in der Fauna. Da die Tiere, auch wenn sie keinen Winterschlaf halten, im Winter dennoch in einen Ruhemodus mit verlangsamtem Stoffwechsel fallen, droht im schlimmsten Fall der Erschöpfungstod, wenn sie aufgeschreckt werden und panisch flüchten. Der allseits beliebte Nachtskilauf schadet mit seinem Flutlicht und der einhergehenden Lichtverschmutzung ganz besonders nachtaktiven Tieren, Insekten und Vögeln. Auch der nächtliche Einsatz von Schneekanonen, deren Lärm mit einer stark befahrenen Straße zu vergleichen ist, stört die Nachtruhe der Wildtiere.
Anreise mit dem eigenen Auto
Hotels, Liftanlagen und Schneekanonen verbrauchen bereits viel Energie, aber die ebenso große Umweltbelastung beim Winterurlaub ist die Anreise. Jährlich erreichen etwa 50 Millionen Touristen die Alpen und rund 84 Prozent davon reist mit dem eigenen Auto an. Dadurch ergibt sich, dass ein Großteil der CO2-Emissionen im Wintertourismus rein auf die Fahrstrecken in die Wintersportregionen zurückfallen. Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich haben berechnet, dass ganze 75 Prozent des CO2-Ausstoßes eines einwöchigen Skiurlaubs auf die An- und Abreise zurückzuführen sind.
Wir können und sollen etwas tun
Ja, auch wir lieben Skifahren, die Nähe zur Natur und unseren Winterurlaub in den Alpen. Ja, auch wir freuen schon wieder auf die nächsten Schwünge auf der Piste. Allerdings sollten wir alle Möglichkeiten nutzen, um unseren geliebten Wintersport und die Reise in die Berge so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Hier ein paar Tipps für einen nachhaltigen Skiurlaub:
- Besser einen langen Skiurlaub planen, als mehrere kurze, um nicht mehrfach anzureisen.
- Bei der Anreise auf öffentliche Verkehrsmittel, wie die Bahn setzen.
- Nahe gelegene Wintersportgebiete besuchen und so die Anreise verkürzen.
- Unterkünfte, Reiseanbieter und Skigebiete auswählen, die als nachhaltig und umweltfreundlich zertifiziert wurden (Beispiele: Kaunertaler Gletscher, 3 Zinnen, Oberstdorf-Kleinwalsertal, etc.)
- Nicht abseits der Piste fahren.
- In Alpine Pearls Urlaub machen, sogenannten nachhaltigen Skigebieten.