Skifahren im Winterurlaub soll in erster Linie sportliches Vergnügen bereiten. Trotz aller Vorsicht kann ein Unfall auf der Piste jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Mithilfe einer guten Vorbereitung ist es dennoch möglich, das Verletzungsrisiko im Schnee zu minimieren. Snowplaza erklärt, wie Hobby-WintersportlerInnen mit richtigen Verhaltensweisen Unfälle vermeiden.
Den Skiurlaub umfassend vorbereiten
Jährlich verletzen sich bis rund 43.000 deutsche SkifahrerInnen auf der Piste. Laut Angaben der statistischen Auswertungsstelle für Ski-Unfälle verunglückten in der Saison 2022/2023 zwischen 42.000 und 44.000 SkifahrerInnen. Viele von ihnen verletzen sich, weil sie falsche oder fehlerhafte Kleidung bzw. Skiausrüstung benutzen. Um überhaupt richtig fahren zu können, sollten SkifahrerInnen also ihre Sportgeräte von Fachleuten prüfen lassen.
Im Zwiebellook auf die Piste
Wer bei der Kleidung spart, riskiert ebenfalls, sich auf der Piste zu unterkühlen oder infolge eines Sturzes Verletzungen davonzutragen. ExpertInnen plädieren bei der Kleidung für das „Zwiebelschalenprinzip“. Demnach setzt sich die Kleidung der SportlerInnen aus mehreren, übereinander getragenen Schichten zusammen. Bei Bedarf lässt sich eine Lage problemlos ausziehen und im mitgeführten Rucksack verstauen. Die erste Schicht bildet dabei die „Transportschicht“ aus schnell trocknenden Materialien. Geeignet ist hierbei Funktionswäsche aus PVC und Polyester oder Thermowäsche aus Seide oder Schurwolle. Als darüberliegende Schicht kommen Fleece- oder Wollpullover zum Einsatz. Mit der Isolierschicht, einer äußeren Schicht aus wind- und wasserabweisenden Jacken, schließt die Kleidung ab. Komplettieren lässt sich die Ausrüstung mit einem Helm, Rückenpanzer sowie Ellenbogen- und Knieschonern.
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Unfälle vermeiden
Oft reicht eine kleine Unachtsamkeit, damit es zu einem Sturz kommt. Häufig erleiden SkifahrerInnen dabei Knieverletzungen, Kreuzbandrisse oder verletzen sich an den Schultern. Folgenschwere Kopfschäden kommen inzwischen seltener vor, da mittlerweile 70 Prozent aller WintersportlerInnen schützende Helme tragen. Viele der genannten Verletzungen sind der eigenen Selbstüberschätzung und einer riskanten Fahrweise geschuldet. Sie kommen auch deswegen zustande, weil viele WintersportlerInnen gegen einen unvermeidbaren Sturz „ankämpfen“ und infolgedessen falsch fallen.
Auch Stürzen will gelernt sein
Dabei lassen sich schwerwiegende Schäden durch richtiges Stürzen in vielen Fällen abwenden. Wichtig ist, immer die Augen offenzuhalten sowie Arme und Beine auszustrecken. Bei nahenden Kollisionen sollten SkifahreInnen stets versuchen, sich zur Seite zu werfen. Wer den Hang hinunterrutscht, sollte versuchen, sich in den Schnee zu krallen, um an Geschwindigkeit zu verlieren. Auf diese Weise lässt sich ein Sturz abmildern. Aufstehen sollte man erst, sobald der eigene Körper im Schnee zum Stillstand kommt.
Erste Hilfe auf der Piste
Sind trotzdem Verletzungen bei sich oder anderen aufgetreten, sollten SkifahrerInnen vor Ort Erste Hilfe leisten. Insbesondere im Vereinssport, in dem Erste-Hilfe-Kräfte nicht überall anwesend sind, bewährt sich ein Erste-Hilfe-Ratgeber mit leicht verständlichen Praxistipps. Mehr dazu findest du auch unter unseren Erste-Hilfe-Tipps beim Skifahren. Bei schwerwiegenden Verletzungen ist es unabdingbar, den Euronotruf für alpine Bergretter bzw. die nationale Notrufnummer zu wählen. Bis Hilfe eingetroffen ist, haben SkifahrerInnen klare Handlungsempfehlungen einzuhalten. Keinesfalls sollte man das Unfallopfer selbstständig transportieren oder eigenhändig ausgerenkte Gelenke behandeln. Wichtig ist hingegen, die Opfer anzusprechen, in eine stabile Seitenlage zu befördern und vor Unterkühlung zu schützen.
Aufwärmen und Übungen in den Tag integrieren
Speziell AnfängerInnen versäumen es häufig, sich vor dem Skifahren entsprechend aufzuwärmen. Dabei ist es wichtig, die Muskeln vor jeder sportlichen Aktivität ausreichend zu dehnen. Wer dies nicht tut, riskiert neben Muskelkater auch schmerzhafte Zerrungen. Es ist vollkommen ausreichend, die Muskeln mit langsamen Bewegungen für 20 bis 30 Sekunden zu dehnen. Vor der Fahrt gilt es außerdem, das eigene Reaktionsvermögen zu schulen. Zu diesem Zweck integrieren Hobby-WintersportlerInnen am besten spezielle Übungen in ihren Tagesablauf. Geschicklichkeitsspiele wie Tischtennis oder Federball sind ebenso geeignet wie Balanceübungen auf einem Bein. Unmittelbar vor der Abfahrt bringen sich SkifahrerInnen mit dem Hampelmann, Hochstrecksprüngen oder Liegestützen in Schwung. Wir haben für dich die besten Übungen zur Vorbereitung auf den Skiurlaub zusammengestellt.
Verhaltensregeln auf der Piste beachten
Leider sind rund ein Drittel aller Snowboarder und Skifahrer nicht oder nur unzureichend mit den Verhaltensregeln auf der Piste vertraut. Dabei sind die FIS-Pistenregeln das A und O, um Verletzungen und schweren Unfällen vorzubeugen. Wer sicher und umsichtig fahren möchte, sollte deshalb die „goldenen“ Regeln beherzigen:
Lesetipp: Pistenregeln: 9 ungeschriebene Gesetze auf der Skipiste
- „Was du nicht willst, dass man dir tu...“ Dieser ethische Grundsatz erweist sich auch auf der Piste als zutreffend. Ski- und SnowboardfahrerInnen sollten stets rücksichtsvoll fahren, um sich und andere nicht zu gefährden.
- Jeder Ski- und Snowboardfahrende hat seine Fahrweise dem eigenen Können anzupassen – nicht umgekehrt.
- Hinten fahrende SkifahrerInnen haben sich in den „Verkehr“ einzuordnen. Überholen ist sowohl von links, rechts, oben und unten gestattet. Hierbei gilt es, einen ausreichenden Sicherheitsabstand zum überholten Skiurlauber einzuhalten.
- Unnötiges Bremsen gilt es zu vermeiden, damit andere SkifahrerInnen nicht von hinten „auffahren“. Dies gilt besonders für unübersichtliche Stellen, die hohes Gefahrenpotenzial mit sich bringen.
- Alkohol sollte vor oder nach einer Fahrt nicht konsumiert werden. Alkoholisierte SkifahrerInnen sind eine Gefahr für die Allgemeinheit, da sie bedrohliche Situationen nicht korrekt einschätzen können.
- Rund sieben Prozent der SkifahrerInnen kollidieren mit anderen. Viele von ihnen, weil sie ihre Sehhilfe zu Hause „vergessen“. Dabei ist Fahren auf Sicht ungeheuer wichtig, damit es nicht zu Zusammenstößen kommt. Brillen sind problemlos unter der Skibrille tragbar, alternativ eignen sich Kontaktlinsen.
- Ungeübte FahrerInnen wie Bekannte oder Partner, die nicht Skifahren können, sollten sich lediglich auf leichte, also blaue Piste begeben. Für den Anfang ist es besser, sich zunächst auf einer kleinen Piste „auszuprobieren“, bevor es in steilere Gefilde geht.
- Oftmals kann es außerdem hilfreich sein, sich in einer Skischule unterrichten zu lassen. Auch für fortgeschrittene Ski- und SnowboardfahrerInnen ist eine kleine Auffrischung im Skikurs für Fortgeschrittene empfehlenswert. Vereine sind ebenfalls empfehlenswert, da sie den Austausch mit Gleichgesinnten bzw. erfahrenen Skifahrenden ermöglichen.
- Die Lawinengefahr beim Skifahren sollte niemals unterschätzt werden. Für einen Laien ist es prinzipiell unmöglich, eine realistische Einschätzung zu treffen. Wer gut vorbereitet sein möchte, sollte daher unbedingt an einem Lawinenkurs teilnehmen. Generell ist es ratsam, immer auf der Piste zu bleiben.
- Für den Fall, dass die Piste verlassen wird, sollten SkifahrerInnen immer ein Lawinenverschüttetensuchgerät sowie Schaufel und Sonde mitnehmen. Zur Sicherheit ist es ratsam, niemals alleine fernab der Piste zu fahren, sondern mindestens einen Ortskundigen und weitere Freerider mitzunehmen. Eine Lawine kann auch erfahrene Ski- und SnowboardfahrerInnen überraschen. Das Video zeigt dir, was Lawinen-Airbags bringen.