Mal ganz ehrlich, welches Bild hast du im Kopf, wenn du an SkilehrerInnen denkst? Ist es der professionelle Dienstleister, der dir nach dem neuesten Stand der Lehrmethoden das Carven beibringt und dir anschließend noch einen Feedback-Bogen in die Hand drückt? Oder doch eher der braun gebrannte Charmeur mit Sonnenbrille, dem du im Skiurlaub Schwung für Schwung hinterherfährst und der dich nach dem Kurs noch in die Hütte begleitet? Snowplaza hat sich unter die Skilehrer der Alpen gemischt und lüftet das Geheimnis um einen der legendärsten Jobs überhaupt.
Warum Frauen auf Skilehrer stehen
Tollkühne Sprünge auf zwei Meter langen Holzlatten über Bauernställe, heldenhafte Rettungstaten aus Lawinen, dutzende unmoralische Angebote dahinschmelzender Damen und unzählige Flaschen Champagner gehören zu den Geschichten, die sich um die Halbgötter in Rot oder Blau ranken. Einer der Urväter ist Skilehrer Willi Mathies, der rund um St. Anton am Arlberg auch der König der Albona genannt wird. Willi ist hier sogar bekannter als Cristiano Ronaldo und Manuel Neuer zusammen und hat das Buch "Ab 1000 Meter wird geduzt! Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers" geschrieben. Auf die Frage eines Journalisten, was ein Skilehrer alles anstellen müsste, um so berühmt zu werden, soll Willi gesagt haben: "Alles, was der Herrgott verboten hat."
Das goldene Zeitalter der Skilehrer
Die goldene Ära der Skilehrer lag in der Zeit zwischen den 1950er und 1970er Jahren. Damals leisteten sich hauptsächlich gut betuchte Wintersportler und Wintersportlerinnen einen Skilehrer. Willi und seine Kollegen war es durch den lukrativen Verdienst somit möglich, dem kargen Leben in den Bergen etwas Glamour zu verleihen und internationale Luft zu schnuppern. Für eine Zeit lang konnten sie in eine rauschende, weiße Glitzerwelt eintauchen. Die Lieblingsdisziplin der Skilehrer war dabei der Einkehrschwung - also das Beenden des Skikurses zugunsten einer feuchtfröhlichen Gaudi in einer gemütlichen Skihütte.
Après-Ski mit Akkordeon und Gitarre
An Schlechtwettertagen machten sich die meisten Skilehrer gar nicht erst die Mühe, die Ski anzuschnallen. Stattdessen ging es mit den Gästen direkt auf die Hütte, wo die Gaudi manchmal schon um 11 Uhr tobte und die ganze Hütte feierte – animiert von den Skilehrern, die wie Willi, echte Multitalente waren und ihren Gästen mit Akkordeon oder Gitarre einheizten und zeigten, wie in den Bergen so richtig gefeiert wird. Der Skilehrer wurde wie selbstverständlich von seinen Gästen zum Essen und Trinken eingeladen und wurde teilweise behandelt wie ein großer Star.
Vom Playboy zum Kinder-Animateur
Ab den 70er Jahren konnten sich immer mehr Gäste einen Skikurs leisten, sodass sich seitdem die Skilehrerwelt verändert hat. Den Einkehrschwung gibt es zwar auch heute noch, jedoch ist die größer werdende Zahl an Skiurlaubern preisbewusster geworden und die Skilehrer etwas arbeitsamer und zahmer. Die Gäste legen heute mehr Wert darauf, dass die Kurszeit effektiv genutzt wird und sich ein schneller Lernerfolg bemerkbar macht. Der Wunsch nach optimiertem Lernerfolg hat also die Akkordeon-Sounds abgelöst.
Das Leben der Skilehrer heutzutage
Die Realität der meisten SkilehrerInnen findet sich im „Kinderland“ wieder, wo sie als Bär, Katze oder Huhn verkleidet den Kids den Schneepflug beibringen und ihnen als Hilfestellung „Pizza“ und „Pommes“ zurufen. Trotzdem schätzen SkilehrerInnen ihren Job an der frischen Luft inmitten der herrlichen Bergwelt in hohem Maße und werden von vielen SkiurlauberInnen dafür beneidet. Auf den Pisten genießen Skilehrer nach wie vor eine sehr hohe Wertschätzung und überzeugen durch ihre perfekte Skitechnik, ihre Hilfsbereitschaft und den Spaß, den sie ihren Gästen am Winter in den Bergen vermitteln.
Skilehrer haben dennoch das Feiern nicht verlernt
Heute sind die SkilehrerInnen in den großen Skigebieten ein bunter, überwiegend internationaler Haufen aus Ski- und Snowboardverrückten, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Für manche von ihnen zählen allein der Winter und die Berge, und so ziehen sie von Hotspot zu Hotspot und halten sich mit leidenschaftlichem Skiunterricht über Wasser. Obwohl die Wenigsten ein Akkordeon spielen können, haben sie das Feiern nicht verlernt. Und so findet der Einkehrschwung weiterhin nach Kursende statt – jedoch häufig ohne die erschöpften Skikursteilnehmer.