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7151 - Lawinen: Grundwissen für Skifahrer & Snowboarder

Nicht nur im Winter, wenn es Neuschnee gibt, sondern auch zu Beginn und Ende der Skisaison hören wir vermehrt Berichte über Lawinenabgänge in den Alpen. Die Gefahr von Lawinen ist vor allem abseits der Pisten allgegenwärtig. Welche Arten von Lawinen gibt es eigentlich? Wie gefährlich sind Lawinen wirklich? Wie werden Lawinen ausgelöst? Und was müssen Skifahrer über Lawinen wissen? Snowplaza klärt dich über die wichtigsten Fakten zu Lawinen auf und gibt wertvolle Tipps für sichere Abfahrten im Schnee auf und neben der Piste in den Skigebieten der Alpen.

Lawinenkunde! Das musst du über Lawinen wissen

Bereits Hannibal und seine Elefanten lernten die Gefahr durch Lawinen bei ihrer Alpenreise kennen. Bei dem Versuch, 218 v.Chr. die Alpen zu überqueren, verlor Hannibal rund 20.000 seiner Männer durch Lawinenabgänge. Auch der berühmte Ötzi könnte ein sehr frühes Lawinenopfer gewesen sein. Heute unterscheiden wir zwischen Lockerschnee- und Schneebrettlawinen und wissen, dass Faktoren wie Steilheit, Exposition oder Temperaturänderungen Einfluss auf die Lawinengefahr und die Entstehung haben. Jeder Skifahrer, der abseits der markierten Pisten unterwegs ist, sollte sich deshalb mit dem Thema Lawine auseinandersetzen. Dazu gehört unter anderem die Kenntnis des aktuellen Lawinenlageberichts. Zu den aktuellen Schneehöhen >

Typ 1: Schneebrettlawinen

Bei einer Schneebrettlawine erfolgt ein linienförmiger Anriss quer zum Hang. Die Schneemassen rutschen dann als Gleitschicht wie ein Brett in einem großen Kegel ins Tal. Schneebretter können bei Hangneigungen ab 25 Grad ausgelöst werden (meist zwischen 30 und 50 Grad Hangneigung) und sind die häufigste Gefahr für Wintersportler. 

Typ 2: Lockerschneelawinen

Die Lockerschneelawine entsteht durch einen punktförmigen Anriss von unverfestigtem (pulvrigen) Schnee. Sie wächst durch eine Kettenreaktion und benötigt etwas mehr Steilheit. So tritt sie am häufigsten bei Hangneigungen zwischen 40° und 60° auf. Lockerschneelawinen können bis zu 300 km/h schnell werden und haben durch den entstehenden Luftdruck und Sog eine enorm zerstörerische Wirkung gegen alles was sich ihnen in den Weg stellt.

 

Lesetipp: Freeride: Ein Überblick zum Thema Skifahren im Tiefschnee

Risikofaktor 1: Lage

Für alle Lawinenarten ist die Hangneigung ein wesentlicher Faktor. Ab 25 Grad Neigung besteht eine potentielle Gefahr von Lawinenabgängen. Zudem hat die Exposition einen Einfluss auf eine mögliche Lawine. Vor allem an nordseitigen Schattenhängen setzt sich der frische Schnee langsamer, so dass sich Schwachstellen in der Schneeschicht länger halten.

Risikofaktor 2: Wind

Besonders der fluffige Neuschnee kann leicht vom Wind verfrachtet werden. Wenn sich dieser dann locker an der windabgewandten Bergseite (Lee-Seite) oder stark gepresst an der windzugewandten (Luv-Seite) Bergseite ablagert, können bereits ab geringen Zusatzbelastungen (z.B. ein Skifahrer) Schneebretter ausgelöst werden. Leider ist Triebschnee schwer zu erkennen und daher besonders gefährlich.

Risikofaktor 3: Temperatur

Wenn es länger kalt ist, bleiben die Gefahrenstellen in allen Expositionen (ähnlich wie am Nordhang) länger erhalten, da sich der neue Schnee nicht mit dem alten verbinden kann. Auch schnell ansteigende Temperaturen sind ungünstig, da sich die Schneekristalle in runde Kugeln verwandeln können und somit einen Nährboden zum Abrutschen bilden.

So schützt du dich vor Lawinen

In den berühmten Skigebieten der Welt gibt es ein öffentliches Lawinenwarnsystem, welches auf wissenschaftlichen Grundlagen und tagesaktuellen Einschätzungen von Lawinenexperten basiert. Besonders gefährdete Orte, beispielsweise Dörfer oder Pisten unterhalb von unbewaldeten Steilhängen setzen auf sogenannte Lawinenverbauungen. Diese fangen die Schneelast auf und wirken wie eine Barriere. Zum Schutz werden in vielen Skigebieten Lawinen auch kontrolliert durch Sprengung ausgelöst.

LVS-Gerät, Schaufel und Sonde
© Spalder Media Group
Wenn Skifahrer Off-Piste unterwegs sind, sollten sie eine Lawinenausrüstung mit LVS-Gerät, Lawinenschaufel und Lawinensonde dabei haben.

Lawinenwarnskala richtig lesen

Im Alpenraum hat sich die fünfstufige Lawinenwarnskala durchgesetzt. Die Stufen unterteilen sich in 1 (geringe); 2 (mäßige); 3 (erhebliche); 4 (große) und 5 (sehr große) Lawinengefahr. Bei der Interpretation der Skala ist das Verständnis wichtig, dass ein Anstieg um eine Lawinenwarnstufe stets mit einer Verdopplung (!!!) der Lawinengefahr einhergeht. Bei Lawinenwarnstufe 3 genügt oftmals die zusätzliche Belastung durch einen Skifahrer für eine Auslösung. Bei Stufe 5 gibt es häufige Selbstauslösungen.

Vorsicht vor dem „todgeilen Dreier“

Die Lawinenwarnstufe 3 wird auch als „todgeiler Dreier“ bezeichnet und birgt eine besonders hohe Gefahr. Gerade wenn es viel Neuschnee gibt und wir zum Skifahren abseits der Piste verleitet werden, vernachlässigen Freerider oft die angestiegene Lawinengefahr. Gerade jetzt ist ein genauer Blick auf den Lawinenlagebericht notwendig und die Abfahrtsroute mit Vorsicht zu wählen. Unerfahrene Skifahrer sollten unbedingt auf den Pisten bleiben!

Lesetipp: Tiefschneefahren: Technik, Übungen und Tipps

Freeriden in Nendaz
© Spalder Media Group
Bevor es zum Freeriden geht, sollten Skifahrer immer zuerst den Lawinenlagebericht checken.

Wo bekomme ich den Lawinenlagebericht her?

An den meisten Berg- und Talstationen hängt der regionale Lawinenlagebericht aus. Neben der aktuellen Lawinenwarnstufe findet sich dort auch ein Text mit näheren Hinweisen zu den Gefahrenstellen. Alternativ kannst du auch das jeweilige Skigebiet mit dem Zusatz „Lawinenlagebericht“ in die Suchmaschine eingeben. Generell gilt: Zuerst den Lawinenlagebericht checken, dann erst die Route planen.

1219 - Winter - Maria

Über Maria

Hi, ich heiße Maria und bin das ganze Jahr über in den Bergen unterwegs. Im Winter berichte ich für Snowplaza über alle Neuigkeiten zum Thema Skifahren, reise viel und erzähle von meinen Erfahrungen auf meinem Lieblingsbrett.